Positionspapier: Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein wichtiger Aspekt für eine moderne Gesellschaft. Familien sind das Fundament unserer Gesellschaft und Berufe sind ein wichtiger Bestandteil unseres täglichen Lebens. Doch oft sind diese beiden Sphären nicht miteinander vereinbar.

In der Verbandsumfrage der Wirtschaftsjunioren Deutschland haben rund zwei Drittel der weiblichen Mitglieder angegeben, dass Kinder ein Hindernis für die eigene Karriere darstellen, während nur ein Drittel der männlichen Mitglieder Kinder als Karrierehindernis empfinden. Gleichzeitig nimmt die Zahl der pflegebedürftigen älteren Menschen in Deutschland dramatisch zu, so dass hier weitere Herausforderungen auf Berufstätige zukommen.

Für eine moderne Gesellschaft ist es daher wichtig, dass sich Unternehmen, Politiker und die Gesellschaft als Ganzes für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen.

Kinderbetreuung verbessern

Der Anspruch auf einen Kita-Platz muss konsequent umgesetzt werden. Dabei muss noch stärker auf Wohnort- und Arbeitsplatznähe Rücksicht genommen werden. Die im Regelfall sehr starren Betreuungsangebote erschweren vielen Eltern den Wiedereinstieg in den Beruf. So bieten Kitas und Kindergärten je nach Förderung nur starre 4-, 6- oder 8-Stundenmodelle an. Eine kurzfristige Verlängerung der Betreuung durch unvorhersehbare Ereignisse in der Arbeit ist nicht möglich. Auch Modelle, an verschiedenen Tagen unterschiedlich lange Betreuungsangebote in Anspruch zu nehmen sind nicht vorgesehen, ebenso wenig wie bspw. nur an bestimmten Wochentagen Betreuungsangebote in Anspruch zu nehmen. Dies führt oft dazu, dass Eltern, um mehr Planungssicherheit zu haben, mehr Betreuungszeit in Anspruch nehmen, als sie eigentlich benötigen. Als junge Wirtschaft fordern wir daher mehr Flexibilität und passgenauere Betreuungsmöglichkeiten in Kitas, Kindergärten und in der Nachmittagsbetreuung in Schulen.

Je nach Förderung schwanken die Kita- und Kindergartengebühren zum Teil erheblich. Dabei sind höhere Preise meist kein Qualitätsmerkmal, sondern lediglich Ausdruck des Grades der Förderung von Betreuungseinrichtungen. Hohe Betreuungsgebühren führen aber dazu, dass es sich finanziell oft nicht lohnt, dass beide Elternteile wieder voll in den Beruf einsteigen. Dieser Fehlanreiz führt dazu, dass dem Arbeitsmarkt ein beträchtliches Arbeits- und Fachkräftepotenzial entzogen wird. Die Wirtschaftsjunioren fordern daher, dass eine Obergrenze für Betreuungskosten eingeführt wird, damit sich Arbeit für beide Elternteile finanziell lohnt und weitere Fehlanreize, die die Wiederaufnahme der Arbeit in sozialversicherungspflichtigen Stellen behindern, beseitigt werden.

Angemessene Löhne für soziale Berufe

Jede Erzieherin und jeder Erzieher in einer Kita oder einem Kindergarten und jede Altenpflegerin und jeder Altenpfleger sorgen dafür, dass Angehörige ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen können. Damit geben wir den Bürgern mehr Wahlfreiheit zur selbstbestimmten Einteilung ihrer Arbeit. Gleichzeitig entsteht ein hoher gesamtwirtschaftlicher Nutzen, da mehr Fachkräfte dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Dennoch werden bereits Auszubildende oft schlechter gestellt als in anderen Berufen und die Bezahlung in Sozialberufen ist wenig attraktiv.

Aktuell bekommt kaum jeder fünfte Auszubildende zum Erzieher während der Lehre ein Gehalt ausgezahlt, viele müssen sogar Schulgeld für die Lehre zahlen. Dies gehört mit zu den häufigsten Gründen, aus denen potenzielle Erzieher-Azubis sich doch gegen den Beruf entscheiden und eine andere Ausbildung beginnen. Dies gilt ebenso für die Ausbildung in Pflegeberufen. Um mehr Auszubildende für soziale Berufe zu gewinnen fordert die junge Wirtschaft daher eine angemessen Ausbildungsvergütung und die Übernahme der Kosten der Ausbildung.

Sozialberufe haben oft eine hohe physische und psychische Belastung. Dennoch ist die Bezahlung im Vergleich unterdurchschnittlich. Dabei wird der hohe gesamtwirtschaftliche Einfluss des Sektors sowie die individuelle Leistung nicht angemessen berücksichtigt. Nur wenn es uns gelingt, genügend Menschen für den Job als Erzieher, Alten- oder Krankenpfleger zu begeistern, können wir der Fachkräftelücke begegnen. Die junge Wirtschaft fordert daher die angemessene Bezahlung von Menschen in sozialen Berufen.

Ausländischen Fachkräften Zugang zu Sozialberufen erleichtern

In den letzten Jahren wurde bereits der Zugang von ausländischen Fachkräften zu Sozialberufen erleichtert. Dennoch ist die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen noch immer eine große Hürde bei der Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland. Hier sollte verstärkt auf ein „Training on the Job“ gesetzt werden, um die fehlenden Qualifikationen nachholen zu können. Gleichzeitig muss im Ausland auf Jobmöglichkeiten in den sozialen Berufen hingewiesen werden und von Botschaften, Konsulaten und den Auslandshandelskammern aktives Marketing für eine Tätigkeit in Deutschland betrieben werden.

Sozialleistungen an Inflation anpassen

Viele Sozialleistungen sind durch die hohe Inflation in den letzten zwei Jahren real abgewertet worden. Dadurch steht Eltern und pflegenden Angehörigen am Ende weniger Geld zur Verfügung. Daher fordert die junge Wirtschaft, dass die Sozialleistungen im Bereich der Familie wie bspw. Elterngeld, Kindergeld und Kinderfreibeträge automatisch an die Inflation angepasst werden.

Allgemeine Dienstpflicht

Eine allgemeine Dienstpflicht kann aus verschiedenen Gründen als sinnvoll angesehen werden:

  • Durch die Dienstpflicht können junge Menschen in verschiedenen Bereichen wie z. B. Pflege, Bildung oder Umweltschutz eingesetzt werden und somit zum Gemeinwohl beitragen.
  • Förderung der Integration und des gesellschaftlichen Zusammenhalts: Durch den gemeinsamen Dienst können junge Menschen unterschiedlicher Herkunft und sozialer Schichten zusammengeführt und so die gesellschaftliche Integration gefördert werden.
  • Persönlichkeitsentwicklung und Erwerb von Kompetenzen: Der Dienst kann dazu beitragen, dass junge Menschen wichtige Fähigkeiten wie Teamwork, Verantwortungsbewusstsein und Durchsetzungsvermögen erlernen und somit ihre Persönlichkeitsentwicklung fördern.
  • Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten: Durch die Dienstpflicht könnten auch neue Arbeitsplätze geschaffen werden, z. B. in sozialen Einrichtungen oder im Bereich des Umweltschutzes.

Als junge Wirtschaft sind wir aber der Meinung, dass der Dienst an der Gesellschaft nicht allein der jungen Generation aufgetragen werden darf. Daher setzen wir auf ein Lebenszeitmodell. Bis zum 70. Lebensjahr soll jeder Bürger und jede Bürgerin ein Kontingent, das einer neunmonatigen Dienstpflicht entspricht, einbringen müssen. Ob dies am Stück oder über mehrere Abschnitte verteilt erfolgt, bleibt dabei jedem selbst überlassen, ebenso wie die Frage, in welchem Lebensabschnitt die Dienstpflicht absolviert wird. Ehrenamtliche Tätigkeiten, die dem Allgemeinwohl dienen, sollen auf die Dienstpflicht angerechnet werden, um das soziale Engagement der Bürger zu stärken.

Ehegattensplitting zugunsten eines Familiensplittings abschaffen

Das Ehegattensplitting war ursprünglich als Familienförderung gedacht, da es Familien mit Kindern unterstützt. Allerdings profitieren auch kinderlose Ehepaare von diesem Steuervorteil. Eine Abschaffung des Ehegattensplittings würde die Möglichkeit eröffnen, die Familienförderung gezielter auf Familien mit Kindern auszurichten.

Das Ehegattensplitting begünstigt Paare, bei denen ein Partner ein hohes Einkommen hat und der andere Partner kein oder nur ein geringes Einkommen hat. Eine Abschaffung des Ehegattensplittings würde die Einkommensverteilung in der Gesellschaft daher gerechter gestalten. Zusätzlich kann das Ehegattensplitting dazu führen, dass ein Partner nicht oder nur in Teilzeit arbeiten geht, da das gemeinsame Einkommen steuerlich begünstigt wird.

Eine Abschaffung würde dazu beitragen, dass beide Partner erwerbstätig sind und somit auch mehr Arbeitskräfte dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Daher fordert die junge Wirtschaft die Abschaffung des Ehegattensplittings zugunsten eines Familiensplittings.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf